Palmanova - Piazza Grande

Palmanova am Autobahnkreuz zwischen Udine, Grado, Venedig und Triest ist unbedingt einen Besuch wert und nicht umsonst seit 2017 Weltkulturerbe! Diese Stadt ist einfach ein beeindruckendes Zeugnis einer militärischen Idealstadt, wie sie in der Renaissance von der Serenissima, der Republik Venedig, gesehen wurde. Ihr könnt um und durch diese besondere Stadt spazieren und anschließend an der Piazza Grande Sonne oder Schatten und das dolce vita genießen. Aber lest weiter, es gibt hier sehr coole, einmalige Möglichkeiten 🙂

Was macht Palmanova so besonders?

1593, am 07. Oktober, wurde Palma von der Republik Venedig als idealtypische Festungsstadt, insbesondere gegen die Türken, gegründet. Diese Zeichnung des Grundrisses mit den 9 Zacken samt Bastionen stammt von Joris Hoefnagel, einem flämischen Zeichner aus dem 16. Jahrhundert. Das Besondere: die Stadt hat heute noch diesen sternförmigen Grundriss:

Special Collections Toronto Public Library from Toronto, Canada, CC BY-SA 2.0
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons

Palmanova – idealtypische Festungsstadt mit einem radialen Straßennetz

  • Drei Festungsringe
    • aus dem 16., 17. und 19. Jahrhundert (die ersten beiden von den Venezianern, der 3. Ring von Napoleon Bonaparte)
    • sie wurden von innen nach außen angelegt, so dass sich ein regelmäßiges neunzackiger Stern ergibt
    • an diesen könnt ihr heute rund um die Stadt spazieren
  • Piazza Grande
    • damals Piazza d´Armi, weil sich hier die Soldaten für Militärübungen trafen
    • ein großer, 6-eckiger Exerzierplatz im Zentrum
auf der Piazza Grande
auf der Piazza Grande
  • Sechs Hauptstraßen
    • auf diesen konnten die Soldaten schnell und direkt zu den Verteidigungsanlagen an der Stadtmauer gelangen
  • Die Wohnbereiche in der Stadt wurden nach folgender Logik zugewiesen:
    • im Zentrum: befehlshabende Offiziere
    • ringsherum: Liniensoldaten
    • entlang der Befestigung: Söldner
  • Drei große Stadttore, die heute noch erhalten sind, zT auch mit frühbarocken Vorwerken.

Porta Udine & venezianisches Aquädukt (Tor im Nordwesten)

Maddy16869, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Dieses Tor (Monumentale) wurde in den Jahren 1604 und 1605 erbaut. Es hat sogar noch noch die beiden großen Räder, die zum Heben und Senken der Zugbrücke verwendet wurden.

Das Aquädukt wurde mit der Stadtgründung erbaut und mehrfach restauriert. Die heutige Form stammt aus dem Jahr 1771. Es gibt aber auch noch eine Plakette aus 1751, die ein Löwenfell zwischen zwei weiblichen Figuren darstellt.

Das Wasser kommt aus der Roggia di Palma, dem Kanal nach Palma. Dieser beginnt nördlich von Udine bei Zompitta und findet in Palmanova sein Ende, um die Gräben mittels Wasserfall zu speisen. Dieser Kanal ist die älteste Wasserleitung im Friaul und stammt mind. aus dem 12. Jahrhundert. Auf eurem Spaziergang rund um Palmanova kommt ihr bei diesem kleinem Wasserfall vorbei: er ist rund 3 Meter hoch und wurde vor einigen Jahren restauriert.

Archeolucia, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Porta Aquileia, ehm. Maritima (Tor im Süden)

Palmanova - Porta Aquilea
Palmanova – Porta Aquilea

Porta Cividale (Tor im Nordosten)

Zairon, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Dieses Stadttor kann auch von innen besichtigt werden – hier befindet sich das Militärmuseum, das Museo Storico Militare Di Palmanova mit insgesamt drei Bereichen: Palazzo del Governatore delle Armi, den Außenbereich der Befestigungsanlagen und die Porta Cividale – alle drei mit vielen interessanten Infos und Eindrücken. Das Museum hat nur vormittags geöffnet, aber aktuell ist der Eintritt dafür noch frei 🙂

Die Geschichte von Palmanova im Schnellüberblick

Alora, 1593 wurde Palmanova auf dem Gebiet von 3 kleinen Dörfern gegründet. Bereits im Jahr 1615, zu Beginn des Usocchi-Krieges bzw. des Friaul-Krieges gegen die Habsburger, diente Palmanova als Hauptquartier für die Truppen aus Venedig. Diese Funktion hatte die Stadt auch in den weiteren 200 Jahren.

Ende des 18. Jahrhunderts eroberte Napoleon die Stadt, überließ Venetien für 6 Jahre den Habsburgern, um es dann doch von 1806 bis zum Wiener Kongress in das italienische Königreich einzugliedern. 1814 kam die Region dann doch wieder zu Österreich. Die Kapitulation der Venezianer wurde übrigens hier in Palmanova unterzeichnet. Im Zuge der italienischen Unabhängigkeitskriege verlor Österreich 1866 Venetien schließlich an Italien. Während des 1. Weltkriegs und der Isonzoschlachten diente Palmanova einmal mehr als wichtiger Stützpunkt und wurde 1917 in der 12. Isonzoschlacht von Österreich erobert – leider mit zahlreichen Zerstörungen. 1918 mit dem Ende des 1. Weltkriegs wurde Palmanova dann endgültig Teil von Italien.

(Wenn ihr mehr über die Zeit Italiens vom Wiener Kongress bis zum Ende des 1. Weltkriegs und damit über die italienischen Unabhängigkeitskriege wissen wollt, findet ihr in diesem Beitrag nähere Infos).

La Piazza grande

Palmanova - Piazza grande
Palmanova – Piazza grande

Die Piazza grande ist wirklich groß und wirkt sehr überdemensioniert, wenn man die ursprüngliche Geschichte nicht kennt und es gibt Einiges zu entdecken:

  • Dauerausstellung direkt auf dem Platz:
    • hier stehen naturgroße Nachbildungen von Geräten, die für den Bau von Palma genutzt wurden
  • Fahnenmast in der Mitte der Piazza
    • er befindet sich auf einem Sockel aus istrischem Stein und ist das Symbol der Festung. Und sie hat einen Namen: Mario
  • insgesamt 11 Statuen der Generalaufseher der Festung

Dogenkathedrale – la Chiesa del Santissimo Redentore

Chiesa del Santissimo Redentore
Chiesa del Santissimo Redentore
  • Sie ist dem heiligsten Erlöser und den Heiligen Marco und Giustina gewidmet.
  • Der erste Stein der Kathedrale wurde zwei Mal gelegt: das erste Mal 1603, wobei die Mittel für den Bau knapp wurden, da das Verhältnis zwischen Venedig, der Kirche und dem Patriarchat von Aquilea schwierig war. So wurde 1615 zum 2. Mal der erste Stein gelegt, doch auch diesmal dauerte der Bau länger und das Dach wurde letztlich 1636 fertiggestellt. In diesem Jahr wurde die Kirche dann auch geweiht.
  • Ein Detail in Erinnerung an die Venezianer: im zentralem Okulus seht ihr einen Löwen, ein Symbol des politischen und Militärmacht der Republik Venedig. Der originale Löwe wurde jedoch von den Franzosen entfernt. Der heute sichtbare Löwe stammt aus dem Jahr 1894.
  • An der Fassade seht ihr außerdem die Schutzheiligen von Palmanova: in der Mitte der Erlöser aus 1683, an den Seiten San Marco und Santa Giustina aus dem Jahr 1693.
  • Und falls ihr euch fragt, warum der Glockenturm so niedrig ist: er sollte außerhalb der Festung nicht sichtbar sein!
  • Auch innen ist die Kirche wunderschön:

Tipps für deinen Stadtspaziergang

„Parco dei Bastioni“

Macht einen Spaziergang um die Stadt entlang der Bastionen. Mitten im Grünen im Parco dei Bastioni umrundet ihr auf einem der drei möglichen Routen (der unteren, mittleren oder oberen) die Stadt und werdet viele coole Details entdecken. Der Spaziergang um die Stadt ist jedenfalls autofrei und umfasst ca. 4,5 km (je nachdem welchen Weg ihr wählt) – damit seid ihr ca. eine Stunde unterwegs.

Und nutzt unbedingt auch die Chance, die unterirdischen Militärwege zu besichtigen: Unter der befestigten Ringmauer von Palmanova gibt es ein unterirdisches Gangnetz und einen Durchgang vom Inneren der Festungsstadt in den äußeren Ringgraben. Der Eintritt ist an jedem Wochenende möglich, kostet 3 EUR und es gibt einen Audioguide, auch in Deutsch. Der Treffpunkt für die Besichtigung in der Galleria Rivellino am Baluarfo Donato außerhalb der Stadtmauer im Norden von Palmanova. Dazu geht ihr am besten außerhalb der Porta Udine unter den Bögen des venezianischen Aquädukts hindurch. Nach ca. 300 Meter seid ihr am Ziel (siehe Karte).

3 tolle Spaziergänge in und um Palmanova und viele weitere konkrete Informationen findet ihr auf der offiziellen Seite von Palmanova.

coole Events in Palmanova

Montage sind tolle Tage, denn es ist Markttag 🙂

Aber im Ernst, Palmanova hat ein paar spannende Events, die jährlich stattfinden. Ich selbst hab noch keines miterlebt, aber ich stell mir die schon richtig cool vor. Hier eine kleine Auswahl:

  • am ersten Septemberwochenende: “A.D. Palma alla Armi„, ein Spektakel über die Zeit des Friaul- Kriegs, angeblich mit mehr als tausend und damit den meisten verkleideten Teilnehmer*innen italienweit.
  • 7. Oktober: Fiera di Santa Giustina, ein mehrtägiges Fest mit zahlreichen Ständen und Veranstaltungen zum Jahrestag der Gründung von Palmanova
  • November: Halbmarathon Palmanova mit Start und Ziel auf der Piazza Grande, der 2002 das erste Mal stattfand
  • 1. Dezember bis 6. Jänner: Palmanova Stella di natale, der Weihnachtsmarkt

Anreise und Parken

Die Anreise ist sowohl mit dem Auto wie auch mit der Bahn echt einfach. Die Bahnstation ist in der Nähe der Porta Udine und somit seid ihr fussläufig gleich in der Stadt.

Mit dem Auto ist die Anreise aufgrund der Autobahnnähe ebenfalls echt einfach und parken könnt ihr am besten kostenfrei in der Nähe der Porta Udine am Parcheggio cimitero in der Via Risorgimento in der Nähe des Friedhofs und dem Eintritt zu den unterirdischen Gängen.

Auch in der Stadt gibt es ein paar Parkmöglichkeiten, zB nach dem Tor Cividiale in der Via Vallaresso oder in der Via Scamozzi 4.

Aber ehrlich: reinspazieren ist viel, viel schöner, das solltet ihr euch nicht durch das Suchen der Parkmöglichkeiten stören.