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Cooles Bild der Bora in Triest aus 1903 am Canal Grande, oder?

Die Bora war auch damals schon typisch für Triest, wo sie geliebt und zugleich ungeliebt und oft atemraubend ist, wenn sie sich böig vom Karst wirft. Josef Wasmayer, ein bekannter Meteorologe, schrieb 1976 über die Wirkung der Bora:

„Den Menschen macht die Bora frisch und bringt für ihn außer der als unangenehm empfundenen, oft schneidenden Kälte, keinerlei Beschwerden mit sich, wie dies etwa beim Föhn mit Kreislauf-, Herz-, Muskel-, und Gelenksbeschwerden, Nervosität und Niedergeschlagenheit und dergleichen, der Fall ist. Sie verursacht im Gegenteil Lebhaftigkeit, Unternehmungslust und freudige Stimmung. Sie regt die Menschen an und macht sie munter. Man sagt: „Die Bora bläst die schlechten Launen fort“. Viele Kranke fühlen sich an Boratagen von ihren Leiden und Schmerzen befreit.“

Josef Wasmayer: Wetter- und Meereskunde der Adria. Mittelländ. Lloyd, 1976, S. 145.

Was macht die Bora Triest aus?

Die Bora ist ein trockenkalter Fallwind, der erst von den julischen Alpen zur Adria zieht und durch einen starken Luftdruck- und Temperaturunterschied entsteht. Wenn also polare Kaltluft aus nördlicher bis nordöstlicher Richtung in die adriatische Küstenregion kommt, dann stürzt die kalte Luft vom Karst auf das warme Meer. So entstehen orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten von über 150 km/h, mancherorts sogar bis zu 250 km/h. Da für die Bora kalte Luft notwendig ist, ist sie ein Phänomän, das insbesondere im Winter auftritt.

Unterschieden wird zwischen der bora scura, der schwarzen Bora, und der bora chiara, der weißen Bora:

  • Die bora scura ist zyklonal und bringt niedrige dunkle Wolken, Regen und/oder Dunst und reduziert somit die Sichtweite
  • Die bora chiara ist antizyklonal, hängt mit einem Hoch in Osteuropa zusammen und tritt bei klarem Himmel und guter Sicht auf. Sie bläst nicht nur, wie Wasmayer beschrieben, hat, die schlechte Laune weg, sondern reinigt auch die Luft 😉
  • Außerdem gibt´s den Borino: er ist weniger stark und weht vor allem in klaren, kalten Winternächten

Zur Sicherheit wurden früher von der Stadtverwaltung Seile an den windigsten und gefährlichsten Stellen gespannt, an denen man sich entlang hanteln konnte, die corde della bora. Einige dieser Seile sind heute im Museo della Bora von Rino Lombardi ausgestellt.

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Cesare Polli, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Legende der Bora

Wenn ihr hier den Artikel über die Piazza Unitá gelesen hat, dann kennt ihr bereits Äolus, den Gott der Winde – er ist auf dem Palazzo der Loyd Austriaco einer der dargestellten Götter.

Der Legende nach streifte er oft mit seinen Kindern über die Welt. Eines Tages kamen sie zu einem grünen Hochland, das steil zum Meer abfiel. Äolus´ Lieblingskind, die trotzköpfige Bora, versteckte sich in einer Höhle und traf Tergesteos, einem Argonauten, der gerade vom Abenteuer des „Goldenen Vlieses“ zurückgekehrt war. Die beiden verliebten sich instant und lebten sieben Tage lang glücklich und in wilder Leidenschaft.

Als Äolus bemerkte, dass Bora verschwunden war, machte er sich sorgenvoll auf die Suche nach seiner Tochter. Die Sorgen vergingen schnell, als er sie so glücklich gemeinsam mit Tergesteos fand und wurde zornig. Er warf Tergesteos so lange vor die Höhlenwände, bis er schließlich starb. Bora´s Tränen wurden zu Steinen, die die Erde des Hochlands bedeckten. Dann ließ Äolus auch seine Tochter Bora dort zurück.

Das Meer bedeckte den Körper Tergesteos mit Muscheln, Seesternen und grünen Algen und mit der Zeit entstand der Hügel, auf dem Triest entstand und der nach Tergesteo „Triest“ genannt wurde. Und bis heute lassen die Götter hier die Tergesteo und Bora ihre stürmische Liebe leben – an manchen Tagen mit Bora´s Regentränen, an anderen Tagen glücklich in den Armen von Tergesteo.

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Cesare Polli, Public domain, via Wikimedia Commons

Bora-Stationen in Triest

Wenn ihr wissen wollt, aus welcher Richtung die Bora kommt, dann schaut am Molo Audace bei der Windrose vorbei: Hier findet ihr eine Windrose auf einem weißen Sockel aus Naturstein. Die Schrift auf der Metallplatte umfasst die Namen der Winde in Triest und hier findet ihr auch die Bora – diese Inschrift zeigt euch an, aus welcher Richtung die Bora grundsätzlich kommt.

Mehr über den Molo Audace findest du im Beitrag Stadtspaziergang entlang der Rive.

Und wenn ihr noch nicht genug von der Bora habt, könnt ihr in ein schmales Gässchen in der Nähe des Arco di Riccardo spazieren – in die Via della Bora oder ins Bora Museum.

Museo della Bora in Triest

Es gibt in Triest sogar ein kleines, kurioses Bora-Museum in der Via Belpoggio 9 in der Nähe der Piazza Hortis. Hier gibt es nicht nur Erklärungen rund um den Wien, sondern eine tolle Sammlung von Büchern, Bildern und Gedichten, einfangenen Wind aus anderen Ländern und Städten und die Corde della bora zum Festhalten:-)