Viale XX Settembre

Diese Promenade auf der Viale XX Settembre (Straße des 20. September) erinnert uns ein wenig an Spanien und eine kleine Rambla: ewig lang, großteils Fußgängerzone, in der Mitte der Promenade Gastgärten und in den Häusern Geschäfte, Kinos, ein Theater u.v.m.

Sie ist keine Edel-Rambla, sondern sehr urig und sie wirkt kultig. Wenn ihr die Straße entlang bis zum Ende geht, dann kommt ihr zu einem kleinen Einkaufszentrum „Il Guilia“ und zum unteren Teil des Parco Farneto, der wohl sehenswerter ist, denn das Einkaufszentrum ist nicht sehr aufregend, hat aber ein super Sportgeschäft 🙂

Eröffnung und Namensgebung

Im Jahr 1808 eröffnete die Viale XX Settembre – damals unter dem Namen Via dell’Acquedotto, weil sie über dem Aquädukt liegt, das es auch heute noch gibt. Doch wie kam´s zur Umbenennung? Weil ich mich oft frage, was die Straßennamen bedeuten, fasse ich euch meine Erkenntnisse hier gerne auch kurz zusammen – insbesondere weil alle jene von euch, die öfters in Italien sind, sicher auch in anderen italienischen Städten schon auf Straßen des 20. September gewandelt sind 🙂

Der 20. September in Italien

Wie ihr wahrscheinlich wisst, teilte sich Italien im Rahmen des Wiener Kongresses 1814/1815 neu auf und die Zeit des Risorgimento begann:

  • Die spanischen Bourbonen waren in Süditalien (Sizilien, Napoli),
  • Oberitalien stand unter den Habsburgern,
  • das Latium mit der Hauptstadt Rom war wieder Kirchenstaat (grafische Aufteilung im Detail), nachdem dieser zwar von Napoleon aufgehoben, aber vom Wiener Kongress wieder eingesetzt wurde.

Die Italiener*innen waren mit dieser Aufteilung gar nicht glücklich. Die Einheitsbewegung der italienischen Nationalisten sahen Rom als Hauptstadt Italiens und wollten diese unter weltliche statt kirchliche Herrschaft stellen. Mit diesem Ziel wurden die italienischen Unabhängigkeitskriege geführt.

Die italienischen Unabhängigkeitskriege

  • Der erste Unabhängigkeitskrieg fand 1848/1849 statt. Volksaufstände gab es in dieser Zeit in zahlreichen Ländern, in Italien stand jedoch die nationale Selbstbestimmung im Fokus.
  • Wenig rühmlich: Österreich setzte damals in Venedig erstmals Brandbomben aus Heißluftballons ab, so dass dies als erster Luftangriff der Weltgeschichte gilt.
  • Im zweiten Unabhängigkeitskrieg 1859, ausgehend von Sardinien Piemont, verloren die Habsburger die Lombardei und Venedig endgültig und auch das Königreich Neapel fand sein Ende.
  • Unter den Savoyen fand eine erste Einigung Italiens ohne den Kirchenstaat Rom, der nicht erobert werden konnte, statt.
  • Im Jahr 1861 wurde die konstitutionelle Monarchie mit der Hauptstadt samt Parlament in Turin ausgerufen und Viktor Emanuel zum ersten italienischen König ernannt.
  • Von 1865 bis 1870 war übrigens Florenz die Hauptstadt.
  • Im dritten Unabhängigkeitskrieg 1866 verlor Österreich Venetien aufgrund eines „Deals“ mit Frankreich und das lombardo-venetianische Königreich wurde fixiert.

Am 20. September 1870 konnte schließlich auch Rom erobert werden. Der Papst blieb in Vatikanstadt, der von Italien als quasi exterritoriales Gebiet anerkannt wurde, wenngleich der rechtliche Status formal erst im Rahmen der Römische Frage 1929 geklärt wurde. Nach 1143 Jahren endete damit die weltliche Macht der Kirche.
Italien wurde mit Ausnahme von Triest am 06. Oktober 1870 vereinigt. 1871 wurde schließlich Rom zur Hauptstadt ernannt. Triest wurde erst nach dem 1. Weltkrieg ein Teil Italiens, somit konnte dieses Teilziel des seit 1861 angestrebten Irredentismo, des Panitalianismus, erst 1918 erreicht werden, aber das ist eine andere Geschichte…

Viale Venti Settembre, Triest, Friuli Venezia Giulia, Italy

Parco Farneto am Ende der Viale XX Settembre

Am Ende der Viale XX Settembre auf der rechten Seite befindet sich einen Eingang zum Parco Farneto: Dieser Park ist nach einer Eichenart benannt und gilt mit seinen rund 915.400 m² als größte grüne Lunge der Stadt.

Maria Theresia hat auch hier ihre Spuren hinterlassen: Für den zuständigen Jäger ließ sie zwei Häuser erbauen: eines auf halber Höhe und eines oben auf dem Hügel. 1785 gab es im Parco Farneto fast 33.000 Eichen, die die Stadt vor der Bora schützen sollten.

Im 2. Weltkrieg wurde der Wald relativ zerstört, weil die Bäume für die Nutzung als Brennholz geschlagen wurden. Zur Jahrtausendwende revitalisierte und modernisierte die Stadtregierung den Park und aktivierte auch historische Wege wieder. Es gibt zahlreiche Rastplätze, einen Naturlehrpfad, an dem man verschiedene Tiere beobachten kann und einen Fitnessparcour.