Triest - Canal Grande

Wann und wie der Canal Grande entstanden ist, habt ihr vlt. schon hier nachgelesen. Falls nicht, kann ich euch das sehr empfehlen, weil es echt interessant ist :-). Aber hier geht´s um die Architektur am Canal Grande.

Alora: Wenn ihr am Meer startet, kommt ihr bei folgenden Gebäuden vorbei:

Palazzo Aedes
Palazzo Aedes

Palazzo Aedes

Der Grattacielo Rosso, der rote Wolkenkratzer, wurde 1928 nach zahlreichen Umwegen fertiggestellt und ist seit 1932 im Besitz der Generali. Der Plan, hier ein Gebäude im amerikanischen Art Deco- Stil zu bauen, kam 1926 durch die Società anomima Aedes der örtlichen Tageszeitung «Il Piccolo» auf und wurde in einer letztlich reduzierten Form und Höhe mit rund 50 Metern und 9 Stockwerken umgesetzt. Die Terrasse im Mittelturm gilt als „Fenster auf Triest“ und wird häufig für Events der Generali genutzt.

Palazzo Carciotti
Palazzo Carciotti
Palazzo Carciotti

Palazzo Carciotti

Dieses Gebäude wurde 1805 für einen griechischen Kaufmann im Stil des Triestiner Klassizismus fertiggestellt. Auf der Kuppelspitze könnt ihr einen napoleonischen Adler erkennen, das Material des Palazzo ist istrischer Stein. Auf der Fasade zum Meer seht ihr 6 Statuen:

  • Portunus – Gott der Häfen
  • Thyche – Göttin des Schicksals
  • Athena – Göttin der Weisheit, der Kunst, der Strategie und des Kampfes
  • Fama – Gott des Ruhmes und des Gerüchts
  • Apollon – Gott der Poesie, der Heilung, des Frühlings und des Lichts

Auf der Fasade auf der Rückseite des Gebäudes findet ihr die Statuen von

  • Thypsis
  • Merkur – Gott des Reisens
  • Poseidon – Gott des Meeres
  • Odysseus – griechischer Held

1836 hat hier übrigens auch Fürst Metternich residiert und dabei sicher auch im imposanten Rundsaal unter der Kuppel verweilt. Der Palazzo diente in der Vergangenheit u.a. als Sitz der Generali, der Österreichisch-ungarischen Bank, der alliierten Militärregierung und als Hafenverwaltung.

Seit 1932 befindet sich der Palazzo im Besitz der Stadt, allerdings ist die Zukunft des Palazzo derzeit offen. Eine Bürgerinitiative setzt sich dafür ein, dass der Palazzo nicht verkauft wird.

Palazzo Gopcevich
Palazzo Gopcevich

Palazzo Gopcevich

Wieder zurück auf der linken Seite seht ihr diesen Palazzo, der 1850 für einen serbischen Bankier im eklektischen Stil erbaut wurde. Hier befindet sich das Museo Teatrale Carlo Schmidl für Musik und Schauspielkunst mit Musikinstrumenten, Kostümen, Manuskripten u.v.m. aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Es ist eines der bedeutendsten Musikmuseen in Italien und einen Besuch wert.

San Spiridione
San Spiridione

San Spiridione – Kirche der Dreifaltigkeit und des Hl. Spyridon – Tempio serbo-ortodosso della Santissima Trinità e di San Spiridione

Diese serbisch orthodoxe Kirche, die von 1861 bis 1866 erbaut wurde, ist nicht die erste an dieser Stelle. Lasst mich kurz ausholen: die Habsburger*innen waren grundsätzlich tolerante Menschen in Bezug auf andere Religionen – so hat Maria Theresia im 18. Jahrhundert inmitten des wirtschaftlichen Booms auch die orthodoxe Gemeinde gefördert. 1750 genehmigte sie den Zusammenschluss der orthodoxen Bürger*innen Triests, die aus Griech*innen und einem kleinen Teil Illyrer*innen (= Serb*innen) bestand. In den Jahren darauf unterstützte sie den Bau einer orthodoxen Kirche am Canal Grande mit einem Darlehen. Die illyrische Gemeinde wuchs und hielt letzlich die Gottesdienste in Serbisch ab. Fast 30 Jahre später, 1781, zerstritten sich Griech*innen und Illyrer*innen und an der Uferpromande zwischen Canal Grande und Piazza Unitá begann der Bau der griechisch-orthodoxen Kirche, San Nicolò dei Greci. Die Kirche der Illyrer*innen wurde um 2 Kirchentürme erweitert. Nachdem sich der Boden, ursprünglich Salinenfelder, abzusenken begann, musste 1850 einer der Türme und schlussendlich 10 Jahre später die ganze Kirche abgerisssen und neu gebaut werden.

Maria Theresia hatte aber nicht nur für das Borgo Teresiano einige Bauregeln, sondern auch für nicht-katholische Gotteshäuser, die in Triest aber mehr schlecht als recht eingehalten wurden und damit auch bei dieser Kirche übergangen wurden. So durften angeblich nicht-katholische Kirchen weder einen Glockenturm noch einen direkten Zugang von einer öffentlichen Straße haben. Nachdem aber bereits andere nicht-katholische Kirchen diese Regeln übergangen hatten, wurde auch diese Kirche ohne Einhaltung dieser Regeln genehmigt.

Der Grundriss entspricht übrigens einem griechischen Kreuz und im Innenraum finden bis zu 1.600 Personen Platz. Der weiße Stein stammt aus dem Steinbruch von Santa Croce und den Inseln von Brioni in Istrien, die roten Säulen bestehen aus Veroneser Marmor.

Sant’Antonio Nuovo
Sant’Antonio Nuovo
Sant’Antonio Nuovo
Sant’Antonio Nuovo

Sant’Antonio Nuovo

Diese Kirche ist die Größte im Triestiner Stadtgebiet und wurde zwischen 1825 und 1849 im neoklassizistischen Stil erbaut. Wie auf dem Platz der San Spiridione stand auch auf diesem Platz zuvor bereits eine Kirche – im barocken Stil, die ursprüngliche Sant´Antonio, die 1771 erbaut wurde, aber letztlich weder groß genug für die Gemeinde noch respräsentativ genug für das neue Viertel Borgo Teresiano war und somit recht bald wieder abgebaut.

Der Bau der neuen Kirche war bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts geplant, Napoleon war dies während seiner Belagerung von 1809 bis 1813 aber wohl nicht wesentlich genug. Wenn ihr geradeaus auf die Kirche schaut sieht sie mit ihren sechs ionischen Säulen ein wenig wie ein römischer Tempel aus. Besonders spannend finde ich die sechs Statuen aus dem Jahr 1842, die sich darüber und somit vor der Kuppel befinden – sie gelten als die Schutzpatrone Triests:

  • San Giusto – Justus, er galt als Nachfolger des Evangelisten Markus, der in Aquilea dem Tod geweiht und seine Leiche in Triest ans Ufer gespült wurde
  • San Sergio – Sergius, ebenfalls ein frühchristlicher Märtyrer
  • San Servolo – Servolus, ihr kennt seine Geschichte vlt aufgrund des Castello di San Servolo am Ende des Rosandatals auf der slowenische Seite der Grenze (Socerb). Der in Istrien geborene Servolus soll hier der Legende nach als 12-Jähriger 21 Monate lang als Einsiedler gelebt und anschl. in Triest einige Wunder bewirkt haben, weshalb er einen Märtyrer-Tod erleiden musste.
  • San Mauro – Maurus
  • Sant´Eufemia – römische Patrizierin (Adelige) um 300 n.Chr., die sich trotz der Christenverfolgung zu ihrem Glauben bekannte und dementsprechenden Folterungen ausgesetzt war und als Märtyrerin gilt
  • Santa Tecla – heilige Jungfrau und Schülerin des Apostels Paulus im 1. Jhd n.Chr., die aufgrund ihres Glaubens von ihrer Familie verstoßen und dem Tod geweiht war, jedoch von wilden Tieren gerettet wurde und als Eremitin weiterlebte.