
Mit der Tram di Opicina in den Karst
Seit 01. Februar 2025 fährt die Tram nach fast 9 Jahren nun endlich wieder 🤩
Sie bringt euch direkt nach Opicina, auch als Villa Opicina bekannt. Das kleine Dorf liegt auf dem Karstplateau oberhalb von Triest und die Fahrt dorthin ist einmalig schön!
Warum die Tram di Opicina so besonders ist
Über 5,175 km und eine maximalen Steigung von 26% führt die heutige Schmalspurbahn hinauf nach Opicina, das 329 Meter über dem Meeresspiegel liegt.
Heute
- ist sie eine einzigartige Kombination aus Straßenbahn und Standseilbahn,
- überwindet sie eine beeindruckende Strecke mit extremer Steigung von bis zu 26% und
- fährt sie auf einer Panoramastrecke mit Ausblicken auf Triest und den Golf
Wie es früher war, erfährst du hier!
Die turbulente Geschichte der Tram di Opicina
Die Tram di Opicina wurde am 9. September 1902 triumphal eröffnet und ist ein technisches Meisterwerk ihrer Zeit. Ursprünglich wurde sie als Zahnradbahn konzipiert und hatte zwei Zahnradlokomotiven, die die Personentriebwagen mit einer Geschwindigkeit von sieben bis acht km/h über die Zahnradstrecke schoben. Auf den anderen Abschnitten fuhr die Bahn mit ca. 15 km/h.
Rund 1 Monat nach der Eröffnung, am 10. Oktober 1902 um 7.30 Uhr, hatte sie aber bereits den ersten von zahlreichen weiteren Unfällen: Die Bremsen der Lokomotive Nr. 4 versagten und der Wagen überschlug sich - dabei war es der einzige Wagen mit offenen Seiten und Metallgitter.
Das wurde dann gleich auch in einem Lied verarbeitet - hörenswert, probier mal (und achte auf das Warnsignal, das funktioniert nämlich auch heute noch🤩)
So ging´s weiter
Die Bahn etablierte sich und es wurde von sechs Lokomotiven auf acht aufgestockt und es gab einen neuen, graufarbigen geschlossenen Güterwagen. Doch weil die Bahn aufgrund der eingeschränkten Beförderungskapazitäten bei steigenden Beförderungszahlen an ihre Grenzen kam, wurde die Zahnradbahn durch eine Standseilbahn ersetzt und am 26. April 1928 eröffnet.
Die nächsten beiden Modernisierungsschübe gab es
- 1978, als die Standseilbahnwagen durch neue Wägen ersetzt wurden, die keinen kastenförmigen Aufbau mehr hatten, sondern eine kleine Kabine für das Bedienpersonal.
- 2005, als die Loks durch ferngesteuerte Modelle ersetzt wurden.
So funktioniert die Tram di Opicina heute
Von der Straßenbahn zur Standseilbahn
Wenn ihr von Triest abfährt, ist gleich der nächste Halt spannend, denn hier erfolgt der Wechsel in die Standseilbahn mit den ferngesteuerten "Hilfslokomotiven".
Denn dann beginnt die Steigung von bis zu 26%, da 160 Höhenmeter auf einer Strecke von 799 Metern zu überwinden sind.
Piazza Scorcola bis Vetta Scorcola
Von unten schiebt dann die Hilfslokomotive den Wagen nach oben an. Wenn du vorne schaust, siehst du das Seil und zahlreiche Rollen, auf denen das Seil geführt wird. Besonders gut siehst du das natürlich bei der Rückfahrt von Opicina nach Triest, wenn du hinten im Wagen stehst.
Hast du eine Idee, warum es so viele Rollen gibt?
Genau, weil die Strecke nicht gerade, sondern kurvig ist!
Bei der Station Vetta Scorcola wird die Hilfslokomotive wieder entkoppelt.
Bei der Talfahrt wird die Hilfslokomotive vor den Wagen gestellt und sorgt damit für die notwendige Bremsung.
Die Hilfslokomotiven sind flach und ohne Reisende, Bedienstete oder Güter - so haben die Fahrer der Wägen eine gute Sicht über die Strecke.
So fährst du mit der Tram di Opicina
Die Highlights in Opicina
Obelisk
Zwei Stationen vor der Endstation ist die Station "Obelisco". Hier findest du nicht nur ein beeindruckendes Monument, den Obelisk von Opicina, sondern auch einen atemberaubenden Panoramablick über den Golf von Triest.
Der Obelisk wurde am 30. März 1839 eingeweiht - deutlich später, als geplant. Er hatte zweierlei Bedeutung:
- Zu Ehren des Besuchs von Kaiser Franz I. von Österreich, der für den 22. Oktober 1838 bereits geplant war.
Kaiser Franz I. war übrigens bis 1806 als Kaiser Franz II. der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und der Großvater von Kaiser Franz Josef - aber das ist eine andere Geschichte 😉 - zur Erinnerung an die Eröffnung der neuen Verbindungsstraße zwischen Triest und dem österreichischen Hinterland, die am 31. Dezember 1830 eingeweiht wurde. Im Vergleich zur ursprünglichen Straße von 1779 wurde die Steigung von 16 % auf 4 % reduziert.
Ein Haus mit Geschichte
Auf der anderen Straßenseite befindet sich übrigens ein Gebäude mit einer Geschichte, die bis ins 18. Jahrhundert zurück geht. Aktuell ist es allerdings mehr Baustelle als sehenswert, denn es wird an der Wiederbelebung gearbeitet, nachdem das Gebäude seit fast 40 Jahren leer steht.
Ursprünglich befand sich hier eine Gaststätte mit Ställen für Reisende, Postkutschenfahrer und kaiserliche Boten, bis es 1873 zum "Grand Hotel Obelisque" wurde, in Anlehnung an den gegenüberliegenden Obelisken.
Der britische Entdecker Sir Richard Francis Burton soll hier in den ersten Monaten seiner Zeit in Triest Teile seiner Übersetzung von "Tausendundeine Nacht" geschrieben haben. Er war ein Weltenbummler und selbst für ihn gab es hier "die schönste Aussicht der Welt"🥰
In den frühen 1900er Jahren wurde es dann als Kurort, als "Schweiz an der Adria", für Atemwegserkrankungen und neurologische Leiden genutzt und erlebte in den 1970er Jahren als "Park Hotel Obelisco" eine kurze Blütezeit als Hot Spot mit Partys, Swimmingpool und Tennisplätzen.
1985 schloss das Hotel endgültig seine Türen und galt bis vor Kurzem als "Lost Place", der in diesem Kontext einige Besucher*innen anzog wie auch geflüchtete und obdachlose Menschen. Nun wird es restauriert und geplant zu sein scheint ein neues 5* Hotel.
Via Napleonica
Jedenfalls eine Empfehlung ist der Spaziergang auf der Via Napoleonica, einem möglicherweise historischen Weg, der - so wird gemunkelt - 1797 unter Napoleon angelegt wurde, aber gesichert ist diese Info nicht😉
Der Weg startet direkt beim Obelisk und wir haben ihm seit langem bereits einen eigenen Blog-Beitrag gewidmet, einfach weil er so wunderschön ist und herrliche Ausblicke auf das Meer, Miramare und die Stadt bietet.
Wenn du der Via Napoleonica fast bis Prosecco folgst, kannst du nach der Kletterwand nach rechts hinauf zu Monte Grisa abbiegen, der quasi käseförmigen Kirche auf dem Bergrücken.
Von dort kannst du entweder mit dem Bus zurückfahren oder wieder zurück nach Opicina spazieren. Der Rundspaziergang ist nicht anstrengend und umfasst ca. 7 km.
Caffè Vatta
Ein paar Schritte nach der Endstation findest du links an der Straße das Caffè Vatta. Der "Gambero Rosso", einer der angesehensten Restaurantführer Italiens, hat das Caffè Vatta als eine der besten Bars des Landes gekürt. Und zurecht, wie wir meinen 🤩
Nicht nur, dass die Bar eine tolle Kombination aus Tradition und Moderne zeigt, hier hatten wir eines der besten Clubsandwich unseres Lebens, supergute Süßspeisen und natürlich besten italienischen Kaffee.
Besonders nice finden wir das "pranzo veloce", eine schnelle, aber hochwertige Option für das Mittagessen! Außerdem gibt es eine beeindruckende Auswahl von über 300 Weinen auch aus dem Karst und einen angrenzenden Shop mit lokalen Angeboten.